10 Vorteile Arzt zu sein

Nachdem ich unter der Überschrift 10 Dinge, die man aufgibt, wenn man Arzt wird darüber lamentiert habe, was es für Nachteile haben kann, wenn man sich für den Arztberuf entscheidet, bin ich darauf hingewiesen worden, dass es doch sicherlich auch Vorteile geben muss. Tatsächlich ist mir die Aufzählung dieser Vorteile nicht ganz so leicht von der Hand gegangen, wie die vermeintlichen Nachteile – ich komme auch nur auf 8 Punkte – aber am Ende sind dies die Faktoren, die den Ausschlag geben:

  1. Job-Sicherheit

    Zur Zeit läuft es gut für die Ärzte. Alle Welt redet vom bevorstehenden Ärztemangel und in den Kliniken, die etwas abseits der großen Ballungsräume liegen, wird jeder eingestellt, der innerhalb von drei Versuchen auf den „musculus levator labii superioris alaeque nasi“ zeigen kann (Auch „Billy-Idol-Muskel“ genannt). Das gibt einem schon während des Studiums die Sicherheit, dass das Bafög bei Zeiten zurückbezahlt werden kann. Auch können Bewerber um Stellen inzwischen Bedingungen stellen. Es ist nicht ungewöhnlich, dass in Bewerbungsgesprächen nach einer Reduzierung der Stunden, Kinderbetreuung, Zuzahlungen zu Monatskarten oder gar Bereitstellen von Unterkünften gefragt wird.

  2. Anerkennung

    Nach wie vor eine nicht zu vernachlässigende Tatsache. Der Beruf des Arztes genießt eine ausgesprochen hohe Anerkennung. In regelmäßig durchgeführten Befragungen rangieren Ärzte immer auf den oberen zwei Plätzen, wenn nach Respekt vor und Vertrauen zu bestimmten Berufsgruppen gefragt wird. Im Wechsel mit Feuerwehrleuten. Ich kenne über zwei Ecken einen Musiker. Der steht regelmäßig vor bis zu 15.000 Leuten auf der Bühne und bringt allesamt zum tanzen. Wenn ich den auf einer Party treffe, dann stehen wir immer irgendwann nebeneinander an die Bar gelehnt, jeder eine Flasche Bier in der Hand, und er sagt: „Ich könnte das nicht, was Du machst!“. Ich antworte dann immer „Und ich könnte das nicht, was Du machst!“. Da sind wir uns dann einig, dass jeder von uns den richtigen Job gewählt hat.

  3. Vielseitigkeit

    Wer sich für das Medizinstudium entscheidet, muss sich noch lange nicht für einen Beruf entscheiden. Im Laufe des Studium bekommt man einen Einblick in derart viele unterschiedliche medizinische Betätigungsfelder, dass jeder am Ende seines Medizinstudiums stehende mindestens einmal ernsthaft darüber nachgedacht haben dürfte, eine andere Richtung einzuschlagen, als ursprünglich gedacht. Aber auch nach Beginn – oder sogar nach Beendigung einer Facharztausbildung – kann man sich immer noch für etwas neues entscheiden. Ich kenne genug Anästhesisten, die später Allgemeinmediziner geworden sind. Ich kenne Chirurgen, die Radiologen geworden sind oder Ärztinnen, die TV-Redakteure geworden sind. Auch professionelle Schauspielerinnen und Bassisten sind unter meinen ehemaligen Kommilitoninnen. Ich kenne sogar eine promovierte Chirurgin, die sich ihren Lebenstraum erfüllt hat und jetzt als Fremdsprachenkorrespondentin arbeitet.

  4. Befriedigung

    Es gibt eine Menge Frustpotential in diesem Beruf. Wenn Dinge schief laufen, dann im Extremfall mit tödlicher Konsequenz. Das kann einen in den Grundfesten seiner Überzeugungen erschüttern. Es gibt aber auch die Momente, wo alles passt. Plötzlich ist man derjenige, der die richtige Entscheidung trifft. Man ist derjenige, dessen Handlung oder dessen Einwurf den entscheidenden Impuls in die richtige Richtung gibt und vielleicht sogar ein Leben rettet. Nur selten merkt das auch jemand und nur sehr selten klopft einem jemand anerkennend auf die Schulter. Dennoch kann man das Gefühl haben, dass alles, was man in den letzten Jahren erduldet und erlitten hat, in diesem einen Augenblick weggewischt wird. Das kann einem niemand mehr nehmen.

  5. Gehalt

    Wenn ich mit meiner Frisörin rede und erfahre, dass sie für eine 6-Tage-Woche, in der sie täglich 10 Stunden steht brutto 1100,- € im Monat verdient, dann werde ich ganz still. Das Gehalt eines Arztes ist inzwischen nicht mehr mit dem zu vergleichen, was die Kollegen in den 70er-Jahren verdient haben. Damals konnte man sich mit einem Monatsgehalt ein (kleines) Auto kaufen. Das Monatsgehalt wird inzwischen in Euro ausgezahlt, ist aber tatsächlich nahezu das Gleiche geblieben. Die Autos sind allerdings deutlich teuer geworden. Ein frisch approbierter Arzt, der direkt aus der Uni kommt, kann mit ca. 3.800 € im Monat rechnen. Das Durchschnittseinkommen für Arbeitnehmer in Vollzeit in Deutschland betrug im 2. Quartal d. J. 3.961 € . Wenn man die Zusatzeinnahmen für geleistete Dienste und die im weiteren Berufsleben zu erwartenden Gehaltssteigerungen mit berücksichtigt, dann stehen Ärzte überdurchschnittlich gut dar. Wer allerdings reich werden will, der sollte sich einen anderen Job suchen.

  6. Wissenschaft

    Wer will, kommt ganz dicht an die Wissenschaft und Forschung heran. Bereits im Studium wird man an wissenschaftliches Arbeiten herangeführt. Wenn eine Dissertation durchgeführt wird – also eine Doktorarbeit erstellt wird – stellt dieses die formelle Befähigung zum wissenschaftlichen Arbeiten dar. So kann man sich nach dem Studium entschließen, weiter wissenschaftlich tätig zu sein und zu versuchen, die Medizin durch eigene Leistung weiter zu bringen. Wem das liegt, der kann hier ein hoch befriedigendes Betätigungsfeld finden und so dem folgenden Punkt aus dem Weg gehen:

  7. Menschen

    „Die Arbeit könnte so schön sein, wenn nur die Patienten nicht wären…!“ – Ein Spruch der in Krankenhäusern oft zitiert wird. Jedem, der in der  Medizin arbeitet ist allerdings schon bewusst, dass es um nichts anderes geht, als um die Patienten. Da gibt es genug die nerven und anstrengend sind, aber es sind immer andere – jeden Tag duzende, jeden Monat hunderte, jedes Jahr tausende. Manch einer kommt immer wieder. Man lernt so viele verschiedene Menschen kennen. Man erfährt etwas über ihre Wünsche und Träume und sieht Menschen mit den verschiedensten Berufen. Schon mehrfach habe ich jemanden sagen hören „Ich habe den schönsten Beruf der Welt!“. Einmal hat das eine Hauswirtschafterin erzählt, die Kindern das Kochen beibringt, einmal ein Baumdoktor und einmal ein Mann, der im Hamburger Hafen die großen Containerbrücken fährt, die man sieht, kurz bevor man von Süden her kommend in den Elbtunnel abtaucht. Daran denke ich jedes Mal, wenn ich nach Hause fahre. Alle diese Menschen begleitet man durch ihre Krankheiten und freut sich, wenn sie wieder gesund nach Hause gehen.

  8. Genießen, was man hat

    Wenn man nahezu jeden Tag mit Menschen zu tun hat, denen es wirklich schlecht geht und darunter auch einige sind, denen man keine Aussicht auf eine Besserung geben kann, wirkt das auch im Privaten nach. Oft genug nimmt man die Arbeit im Kopfe mit nach Hause. Und oft genug wie steht man zu Hause vor den selben Sorgen und Problemen wie jeder. Allerdings gibt es immer wieder Momente in denen man reflektiert und erkennt, dass man es eigentlich verdammt gut hat.

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