Poesie

Poesiealbum

Poesiealbum

Das Wort ‘Poesiealbum’ weckt in mir grausige Erinnerungen:
Ich bekam mal von einem Mächen aus meiner Klasse ihr Poesiealbum um mich auch darin zu verewigen. Ich mochte diese Mädchen damals sehr (sie hiess ‘Michaela’) und war furchtbar nervös, als ich mich daran setzte, um den einzigen Poesiealbumspruch zu Papier zu bringen, den ich jemals auswendig konnte:

‘Ein Seehund lag am Meeresstrand, rieb sich die Schnautz’ im Meeressand – Ach möchte doch Dein Herz so rein, wie dieses Seehund Schnauzt..’

und da war es passiert – Ein Schreibfehler! Und dabei hatte mich Michaela sogar noch extra auf die erste Seite hingewiesen, wo (in poetischer Form) darauf hingewiesen wurde, dass mir der Kopf aberissen würde, wenn ich in diesem Heft rumkliere.
Also klierte ich rum! Der Tintenkiller versagte, ich geriet in Panik, das Tintenradiergummi (das blaue Ende eines normalen Radiergummis ist doch für Tinte gedacht, oder?) kratzte ein riesiges Loch in die Seite, noch mehr Panik, ich versuchte die Seite mit einem Messer herauszutrennen, das Heft zerlegte sich in seine Einzelteile und ich war tot!
Als ich ‘Mr Bean in der Bibliothek’ sah, konnte ich garnicht lachen…
Jedenfalls habe ich eine damals neue Taktik ausprobiert: Ich habe es einfach ausgesessen, heute würde man „Ghosting“ sagen! Soll heissen: Michaela hat ihr Poesiealbum nie wieder gesehen. Und nach einiger Zeit (Jahre) hat sie dann auch aufgehört, danach zu fragen.
Michaela: Es tut mir heute noch unendlich leid, was ich damals mit Deinem Poesiealbum gemacht habe. Wenn ich könnte würde ich Dir ein neues Poesiealbum schenken. Aber ich weiss nicht mal mehr, wie Dein Nachname war.
Und ‘Schnautzte’ kann ich immer noch nicht schreiben.

Foto von Karolina Grabowska von Pexels

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